REZENSION |
Mai 2006 | |||||||||||||||||
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Belletristik Elke Schmitter: Veras Tochter, Berlin Verlag, 2006, 175 S., 16 Euro Die Literaturkritikerin und Schriftstellerin Elke Schmitter hat bisher zwei Romane veroeffentlicht: "Frau Sartoris" (2000) und "Leichte Verfehlungen" (2002). Beide handeln von Frauen und sind aus der Perspektive von Frauen geschrieben. Auch im dritten Roman geht es um eine Frau, Katharina Meininger. Als diese in einem Frisoersalon lustlos in den Hochglanzillustrierten blaettert, stoesst sie auf eine Rezension des Debuetromans von Elke Schmitter " Frau Satoris". Katharina ist sofort der Meinung, diese Geschichte kann nur ihre eigene sein. Frau Schmitter muss - auf welche Weise auch immer - im Kontakt zu ihrer Mutter stehen. Katharina, und daran kann kein Zweifel bestehen, muss die Tochter von Margarete Sartoris sein, die im Roman dann Vera heisst. Und Frau Satoris hat Robert, Katharinas jungen Liebhaber, der unter seltsamen Umstaenden einfach so verschwunden ist, getoetet. War er das Unfallopfer? Und warum entwickelte sich ihre lebenslustige, starke Mutter zu einer alkoholabhaengigen, lieblosen Frau? Antworten erhofft sich Veras Tochter von der Autorin. Die literarische Figur Margarete Sartoris lebt in einem Provinzstaedtchen in der Nachkriegszeit, ist verheiratet, hat eine Tochter und verdient ihr eigenes Geld. Frau Satoris ist in ihrer Zeit der Inbegriff einer selbständigen Frau. Und doch - sie ist nicht gluecklich. Als wahrscheinlich letzte literarische Nachfahrin der " Effi Briest", " Anna Karenina" oder "Madame Bovary ruiniert sie ihr Leben, wird in einen Unfall verwickelt, toetet einen jungen Mann und begeht Fahrerflucht. Elke Schmitter greift fuer ihren neuen Roman inhaltlich auf ihr Debuet zurueck und faechert aus der Sicht der Tochter Katharina alle Erinnerungen an die Kindheit in der Provinz auf. Fragt sich, ob die Autorin da der Kritik von Marcel Reich-Ranicki gefolgt ist, der bei allem Lob fuer den ersten Roman und seine Figuren, die Tochter als fast ueberfluessig empfand. Auf jeden Fall ist es ein literarisches Spiel, auf das sich Elke Schmitter einlaesst und das hat seinen Reiz. Beeindruckend lebensnah beschreibt Elke Schmitter die 70er und 80er Jahre in der monotonen Reihenhauswelt, in der das Dasein zeitlich auf den Beginn der " Tagesschau" eingetaktet ist. Katharina wird aus dem ewigen Gleichmass durch ihre intensive Beziehung zu Robert hinausgeschleudert und geniesst jeden unglaublichen Augenblick mit ihm, obwohl die beiden sich wenig zu sagen haben. Der viel aeltere Mann, der Kontakte zur RAF hat und auch eine zwielichtige Gestalt zu sein scheint, entschwindet auf unerklaerliche Weise, ohne ein Wort. Die Tochter versucht nun mit Hilfe der Romanautorin und ihrer haenderingend nach Mandanten suchenden Anwaeltin und Freundin, das Geheimnis ihrer Vergangenheit zu loesen. In ihren Erinnerungen wandert sie zu ihrer Internatszeit zurueck und zum Studium. Die langsam in Gleichgueltigkeit versinkende Ehe der Eltern registriert sie kaum. Ihre WG-Erfahrungen in Westberlin und ihr Leben als Uebersetzerin in Koeln bringen den Leser in die Gegenwart zurueck. Eine glueckliche Zeit hatte Katharina offensichtlich nur mit dem geheimnisvollen Robert, dessen Abwesenheit sie heute noch schmerzt. War er ihr Gluecksversprechen und worin unterscheiden sich Mutter und Tochter in ihren Hoffnungen und Anspruechen an das Leben? Aber Verlag und auch die Autorin haben wenig zu Katharinas Geschichte sagen: " Der Tochter gab ich mehr Raum, weil die erwaehnten Heldinnen eine Tochter haben, fuer die sich der Autor nicht interessiert; ich habe gewissermassen aus einer handwerklichen Laune heraus einer urspruenglich winzigen Nebenfigur eine etwas groessere Rolle zugewiesen." - schreibt Elke Schmitter an Katharina Meininger am Ende dieses ausgesprochen unterhaltsamen Romans, der deutlich macht, dass der Roman das Leben analysiert, aber: " Ein Roman kann vielleicht wie das Leben sein, aber das Leben ist kein Roman."
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