REZENSION |
Mai 2006 | |||||||||||||||||
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Jugendbuch Stephenie Meyer: Bis(s) zum Morgengrauen, Uebersetzt von Karsten Kredel, Carlsen Verlag, Hamburg 2006, 512 S., 19,90 Euro " Wenn Edward - und alles in mir straeubte sich dagegen, es auch nur in Gedanken zu formulieren, ein Vampir war, was sollte ich dann tun? Jemanden einzuweihen kam definitiv nicht in Frage. Ich glaubte es mir ja nicht mal selber; jeder dem ich es erzaehlte, wuerde mich augenblicklich einweisen lassen." Vom sonnigen Phoenix zieht Isabella Swan, genannt Bella, zu ihrem Vater Charlie in den kalten, verregneten, totlangweiligen Ort Forks, der im Nordwesten Washingtons liegt. Keine wunderbaren Aussichten fuer eine 17-Jaehrige, deren alleinstehender Vater dann auch noch Polizist ist. Bellas chaotische Mutter hat wieder geheiratet und muss, da ihr Mann Profisportler ist, oft umziehen. Ohne grosse Erwartungen und recht gleichgueltig begibt sich Bella in die Schule. Als waere sie in dem bevoelkerungsarmen Ort Frischfleisch, so zieht sie die Aufmerksamkeit der Jungen auf sich. Sie wird immer beliebter und das kommt ihr ziemlich komisch vor. Bella ist aeusserst ungeschickt, faellt staendig ueber irgendetwas. Sie ist auch kein besonderes attraktives Maedchen, aber ziemlich entscheidungsfreudig und vor allem selbstbewusst. Eine Gruppe ueberaus gutaussehender, stinkreicher, arroganter Schueler weckt Bellas Aufmerksamkeit, besonders der ignorante Edward mit seiner vornehmen Blaesse. Der Junge, der wie eine Figur aus einem Fin-de Siecle - Roman spricht, hat es ihr angetan. Es sind die Adoptivkinder von Dr. Cullen, die ihre Aussenseiterstellung bewusst pflegen. Bella kann nicht ahnen, das allein ihr Auftreten und ihr Geruch in Edward unertraegliche, innere, seelische Kaempfe verursacht. Als er den klaeglichen Versuch unternimmt, seinen Bio-Unterricht zu verlegen, nur um nicht neben Bella zu sitzen, weiss er genau, was er tut. Bella ist allerdings sehr verunsichert und beleidigt. Mit aller Macht versucht er sich von dem Maedchen, das ihn so anzieht und deren Zuneigung er auch spuert, fernzuhalten. Er weiss genau, was er meint, wenn er zu Bella sagt: " Deine Tage waren gezaehlt, als ich dich das erste Mal gesehen hab." In einem Wechselbad der Gefuehle ziehen sich Bella und Edward an und stossen sich auch wieder ab. Bellas Sarkasmus kann Edward nicht schrecken, ganz im Gegenteil. Bella ist zwar ueber beide Ohren rettungslos verliebt, doch ist sie nicht blind fuer die seltsamen Ereignisse, die sie mit Edward verbinden. So rettet er ihr an einem klirrend kalten Tag das Leben, indem er in Windeseile einen Track stoppt, dessen Fahrer durch die vereiste Fahrbahn die Kontrolle ueber sein Fahrzeug verloren hat und genau auf das Maedchen zurast. Nach dem Unfall fragt Bella jeden aus, der ihr etwas ueber die Familie Cullen erzaehlen kann. Laengst hat sie bemerkt, dass sich Edwards Augenfarbe aendert, er nie etwas isst und sogar Gedanken lesen kann, ausser Bellas, was ihn ziemlich veraergert. Schnell ahnt sie, dass die Cullens zu den kalten Wesen gehoeren. Alles Legende behauptet Charlie und laesst nichst auf die Arztfamilie kommen, die die aberglaeubischen Bewohner des Ortes meidet. Als Bella unerschrocken Edward auf sein aussergewoehnliches Leben ausserhalb der Schule anspricht und ihn direkt mit ihren Vermutungen konfrontiert, gibt der Junge laechelnd zu, dass er nicht zum Camping faehrt, wie alle glauben, sondern mit seiner Familie Baeren und Puma jagt, um ihr Blut zu trinken. Zwar weckt Bella in Edward menschliche Gefuehle, doch ist er ein Untoter, ein Vampir, der zwar nicht im Sarg schlaeft, sich aber das Kaff Forks ausgesucht hat, da in diesem Ort kaum die Sonne scheint. " Ich bin gefaehrlich, Bella - kapier das bitte!" Aber Bella ist laengst der maennlichen, wie animalischen Anziehungskraft Edwards erlegen, der immerhin ueber die Erfahrungen eines Mannes verfuegt, der bereits ueber 100 Jahre alt ist. Sie fuehlt sich bei ihm sicher, was ein Paradoxon ist und ignoriert alle Anzeichen des Boesen. Allerdings wird Edward Recht behalten. An dem Tag an dem Bella seine Familie kennenlernt, kommt es zu einer unheilvollen Begegnung. Die Geschichte nimmt eine Wendung, die Edwards schlimmste Befuerchtungen noch uebertreffen werden. Stephenie Meyer hat keine effektvolle Horrorgeschichte geschrieben, sondern einen atemberaubend spannenden, wie gefuehlvollen Roman ueber die erste, grosse Liebe. Zwar sind sich Bella und Edward nicht ebenbuertig, aber beide spueren diese rasenden Schmetterlinge im Bauch, fuehlen diese sehnsuchtsvolle Anziehung und alle wundersamen Empfindungen, die beim ersten Zusammensein so wichtig sind. Beide verbindet ein Geheimnis, aus dem die Figuren ihre Kraft beziehen. Es ist diese im doppelten Sinne Unersaettlichkeit, dieses Versinkenwollen im anderen, die Sehnsucht nach Naehe, diese Unsicherheit, aber auch Ernsthaftigkeit, Vorsicht und die genussvolle, wie romantische Annaeherung, die die amerikanische Autorin so unvergleichlich beschreibt. Wer dieses Buch einmal in die Hand nimmt, kann es erst loslassen, wenn die letzte Seite gelesen ist!
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Belletristik | ||||||||||||||||||
Anne Chaplet: Sauberer Abgang
Dagmar von Gersdorff: Die Erde ist mir Heimat nicht geworden Joanna Trollope: Zweiter Fruehling Magdalen Nabb: Eine Japanerin in Florenz Nadja Einzmann: Dies und das und das Nicholas Shakespeare: In dieser einen Nacht Hoppel-Ich, Meine Fruehlingslektuere, Herausgegeben vom Osterhasen |
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Bilderbuecher | ||||||||||||||||||
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Hoer CD's Belletristik | ||||||||||||||||||
Jugendbuecher | ||||||||||||||||||
Jean-Paul Noziere: total verrueckt | ||||||||||||||||||
Stephenie Meyer: Bis(s) zum Morgengrauen | ||||||||||||||||||
Kinderbuch | ||||||||||||||||||
Hilke Rosenboom: Melissa und die Meerjungfrau
Jennifer Allison: Gilda Joyce in geheimer Mission Julia Donaldson, Axel Scheffler ( Ill.): Das Riesenmaedchen und die Minipopps |
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Sachbuecher | ||||||||||||||||||
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