WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006

REZENSION

Belletristik

Axel Hacke, Michael Sowa ( Ill.): Der kleine Erziehungsberater, Antje Kunstmann Verlag, Muenchen, 92 S., 9,90 Euro

Wer mit seinem Kuehlschrank in der Nacht tiefernste Gespraeche ueber die Zukunft fuehrt, der verfasst auch einen Erziehungsberater, der mit Beraten im Sinne von zuverlaessige und wirksame Hinweise oder gar paedagogische Kenntnisse, also einen guten Rat geben, nichts aber auch gar nichts zu tun hat.

Axel Hacke wurschtelt sich so durch, denn seine Kinder haben ihn voll im Griff. Zum Gluck darf er ins Buero gehen und seine Frau Antje muss zu Hause bleiben und sich dem taeglichen Ueberlebenskampf mit drei Monstern im Alter von 2, 5 und 6 Jahren stellen. Sie meistert das offensichtlich ziemlich gut. Papa Hacke erlebt seine Kinder nicht als Volltimejob, sondern immer nur in Ausschnitten und ueber diese episodischen Momente schreibt er herzergreifend komische Geschichten. Jeder kann von seinen Kindern erzaehlen, besonders dann, wenn sie die Eltern an den Rand der Weissglut getrieben haben. Axel Hacke hat gleich ein lukratives Erziehungsbuch daraus gemacht, dass sich immerhin 1,2 Mill. mal verkauft hat. Die Neuauflage zum 30-jaehrigen Verlagsjubilaeum wird ihr uebriges tun. Doch ums Erziehen geht es ja eigentlich gar nicht. Klar ist, Menschen, die Eltern werden wollen, sollte man das schmale Baendchen nicht schenken. Zu gross koennte die Versuchung sein, doch lieber am Sonntag auszuschlafen, um dann geruhsam mit dem Rad durch die Gegend zu fahren. Kinder sind einfach anstrengend - sie goennen den Eltern keinen Schlaf, ruelpsen am Tisch, obwohl man schon tausend mal klar gemacht hat, wie eklig das sei, und verachten naseruempfend jegliche Vollwertkost.

Sie kennen allerdings auch keine Gnade, wenn es um ihre Eigenstaendigkeit und Vorteile geht, lassen sich von der Industrie manipulieren und erklaeren einem gnadenlos die Welt. Fuer Eltern, die sie am Hals haben, kann man nur sagen: Pech gehabt. Und doch - wir lieben sie ja, die Plagen, auch wenn sie zu anderen Mitmenschen aus heiterem Himmel mit einem Laecheln zur Begruessung “ Hallo, Arschgeige!” sagen.

Jedes Wort und jede Beobachtung des Muenchner Autors koennen Eltern unterschreiben, so genial ueber Kinder und Erziehung schreiben, kann nur Axel Hacke.

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