WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006

REZENSION

Belletristik

Kindersachbuch

Sabine Boehme: Von Keilschriften, Drachen und einer babylonischen Stadt voller Weltwunder, Nicolai Verlag, Berlin 2006, 80 S.,14,90 Euro

Das Vorderasiatische Museum Berlin ist neben dem Louvre und dem British Museum eines der bedeutendsten Museen orientalischer Altertuemer der Welt. Am Ende des 11. Jahrtausends v.Chr. war die Zeit der Jaeger und Sammler vorbei. Die Menschen wurden im fruchtbaren Zweistromtal zwischen Euphrat und Tigris sesshaft.

Die Archaeologin Sabine Boehme nimmt ihre Leser auf eine Zeitreise mit, die im Jahr 4000 v.Chr. in der Stadt Uruk beginnt und in Babylon endet. Wie haben die Menschen gelebt, welche Ressourcen fanden sie vor, wie haben sie ihren Alltag gestaltet? Zahlreiche Funde aus Uruk geben Aufschluss über die Anfänge der Schriftentwicklung im 4. Jahrtausend v. Chr. und über die Kunst und Kultur der Sumerer. Durch Tontafeln und Siegel ist die Verbreitung der Schrift im ganzen vorderasiatischen Raum belegt. Indem die Menschen die Natur immer besser beherrschten, um so ertragreicher wurden die Ernten. Die Menschen experimentierten mit unterschiedlichen Materialien, die sie vorfanden, u.a. mit Ton. Die Keilschrift entstand. Wie diese Schrift geschrieben wird, zeigt eine Reihe von Bildern. Stadtstaaten bildeten sich. In farblich gut abgesetzen und reichlich bebilderten Kapiteln geht die Autorin auf die Zeit, die bedeutendsten Fundstuecke und die Arbeit der Archaeologen ein. Vom Alltag einer Archaeologin im Nahen Osten bei Habuba Kabira erzaehlt ihr Tagebuch. Wie schwer muss es sein bei Temperaturen um 45’C konzentriert Ausgrabungen vorzunehmen, zu katalogisieren und Zeichnungen anzufertigen?

Vergleicht der Leser die heutigen Bedingungen der Archaeologen mit denen des Robert Koldewey, der Babylon entdeckte, so hat sich vieles veraendert. Anschaulich zeigt die Autorin, wie die weltberühmte Rekonstruktionen der riesigen, in leuchtenden Farben gehaltenen Prachtbauten Babylons: die Prozessionsstraße, das Ischtar-Tor und die Thronsaalfassade des Königs Nebukadnezar II. (604-562 v. Chr.) vonstatten ging. Unter Verwendung der glasierten Originalziegel, die aus zahlreichen Bruchstuecken zusammengesetzt wurden, konnten Teile der Bauten in annaehernd originaler Groeße nachgebaut werden. Auf den Wandflaechen finden sich Darstellungen von Löwen, Stieren und Drachen als Symbole der Hauptgottheiten Babylons. Und sogar Nebukadnezar II. stellt sich hoechstpersoenlich den Betrachtern vor.

Sabine Boehmes Sachbuch ist ein unverzichtbarer, hilfreicher und unterhaltsamer Begleiter vor, waehrend oder nach dem Besuch des Vorderasiatischen Museums fuer Kinder, die sagen: Ich will ins Museum

Und die soll es ja noch geben!

Aber auch ohne Museumsbesuch bietet das Sachbuch viele Informationen fuer neugierige Hobbyarchaeologen.

Anna Enquist: Letzte Reise

Anne Fine: Feuer und Asche

Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben

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