WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006

REZENSION

Belletristik

Bilderbuch

Ulf Nilsson, Eva Eriksson (Ill.): Die besten Beerdigungen der Welt,a.d.Schwedischen von Ole Koennicke, Moritz Verlag, 32 S., 12,80 Euro

Ester weiss, eine Erdbestattung muss man ernst nehmen und darf die Kosten nicht unterschaetzen. Immerhin bietet die professionelle Firma Beerdigungen AG von Ester, Klein-Putte und dem Ich-Erzaehler die besten Beerdigungen der ganzen Welt an.

“Ester war fuer das Graben zustaendig. Ich wuerde die Gedichte schreiben. Und Putte sollte weinen.” Mit kindlichem Eifer, Pragmatismus und vor allem beeindruckender Perfektion, immerhin gehoert zu einer ordentlichen Bestattung ein Grab, ein Sarg, ein Kreuz, Blumen, troestende Worte, unter Umstaenden eine Taufe und vor allem viel Anteilnahme, beerdigen die drei Kinder eine Hummel, eine Feldmaus, Nuffe, den Hamster und einen Hahn. Die scharrenden, unruhigen Huehner, das stellt sich bei der Trauerfeier heraus, sind einfach nicht geschaffen fuer das erwartete Innehalten und ein paar Schweigeminuten. Auch die toten Heringe im Kuehlschrank sollen ein wuerdiges Grab erhalten.

Der kleine Putte versteht den Tod nicht so richtig oder will er einfach nur troesten, indem er verspricht, Nuffe wieder auszugraben, wenn es ihm besser geht. Das endgueltige Abschiednehmen von einem Tier oder Menschen zu verstehen, ist nicht so einfach. Und so heisst es auch in einem “sauguten” Trauergedicht: “Der Tod kommt ploetzlich um viertel nach vier. Warum? Warum? Sag es mir.” Ja, warum muessen wir sterben? Doch darum geht es der emsigen Ester gar nicht. Sie hat einfach ein tolles Spiel entdeckt, das sie beschaeftigt und immerhin noch ausbaufaehig ist. Ein grosses Tier muss her. Der platte, tote Hase darf im Koffer auf die lange Reise gehen. Putte will auch so ein Kissen, wenn er mal tot ist. Das Praktische steht einfach im Vordergrund. Bekommt Putte auch seine Kuscheldecke mit ins Grab? Kann er auch etwas zu Essen und zu Trinken mitnehmen? Fuer Kinder sind das wichtige Fragen, die Ester ganz praktisch veranlagt, natuerlich bejaht. Als vor den Augen der Kinder dann eine kleine Amsel stirbt, wird es noch einmal so richtig traurig und feierlich, denn alle Geschaeftstuechtigkeit und der zur Schau gestellte Fleiss fallen von den Kindern ploetzlich ab und sie sind wirklich ergriffen.

So leicht kann ein Bilderbuch mit heiteren, goldgelben, hellen Aquarallen ueber den Tod, die Traurigkeit und seine Rituale sein. Ulf Nilsson hat mit dem Bilderbuch “Adieu, Herr Muffin” ( ebenfalls beim Moritz Verlag 2003 erschienen und mit der hoechsten schwedischen Kinderbuchauszeichnung bedacht) schon einmal dieses Thema unverkrampft aufgegriffen. Beerdigung spielen macht einfach Spass, finden die drei vom selbsterdachten gut florierenden Beerdigungsinstitut. Niemand muss sich um die ewigen Fragen, des woher und wohin und die so schwer zu findenden Antwort winden. Die Geschichte und die Kinder geben alle auf verblueffend einfache Weise Antworten auf das, was zum Leben dazugehoert.

“Am naechsten Tag machten wir dann ganz etwas anderes.”

Anna Enquist: Letzte Reise

Anne Fine: Feuer und Asche

Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben

Dara Horn: Die kommende Welt

Leonardo Padura: Adios Hemingway

Linn Ullmann: Ein gesegnetes Kind

Margaret Forster: Ein Zimmer, sechs Frauen und ein Bild

Peter Stamm: An einem Tag wie diesem

Richard Powers: Das Echo der Erinnerung

Tim Parks: Stille

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