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WINTER 2006 | |||||||||||||||||
REZENSION |
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Belletristik |
Belletristik Anne Fine: Feuer und Asche, Aus dem Englischen von Ulla Koesters, Diogenes Verlag, Zuerich 2006, 272 S., 19,90 Euro Als Geoffrey Anderson Tilly Forster kennenlernt, ist sie Anfang zwanzig , traegt ihr rotes wunderbares Haar voller Selbsbewusstsein, kann als Ingeneurin Waschmaschinen reparieren und weiss genau, was sie vom Leben erwartet: Liebhaber, keine Kinder und eine Arbeit, die ihr Spass macht. Der sanfte Geoffrey hat eine Scheidung von der hysterischen Frances hinter sich und kuemmert sich liebend gern um seine beiden Kinder Harry und Minna. Er ist ein ausgezeichneter Liebhaber, ein exquisiter Koch, aufmerksam, hilfreich und scheinbar unkompliziert. Tilly laesst sich auf ihn ein. Er liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab und verwoehnt sie, besonders nach ihrer harten Arbeit auf der Bohrinsel. Geoff leitet ein Kopiergeschaeft und hat alle Zeit der Welt fuer die, die er liebt. Und so zieht er in Tillys Haus und lange Jahre der Streitereien, Versoehnungen, Manipulationen, Demuetigungen, Luegen und Verstimmtheiten beginnen. Geoff schliesst Tilly konsequent aus seinem Familienleben aus. Sie darf sich um die Kinder kuemmern, ihnen bei den Hausaufgaben helfen, sie zu Freizeitaktivitaeten, wenn sie bei Geoff sind, kutschieren, aber sie ist nicht die Partnerin, mit der er all seine Gedanken, die die Kinder oder das Leben im Allgemeinen betreffen, austauscht. Er hofft auf ihre Mitarbeit, ohne sie auch nur ueber irgendetwas Wichtiges in Kenntnis zu setzen. Mit scheinheiligen Luegen und feigen Ausreden weicht Geoff jeglichen kontroversen Gespraechen oder gar Entscheidungen aus. Geoff begibt sich aber auch in keine Diskussion mit seiner Ex-Frau. Er laesst die Dinge einfach laufen, will die Wahrheit gar nicht wissen, uebt nie Druck aus, fordert nie etwas. Als sein Sohn in einer schwierigen Phase seine Mitschueler bestiehlt, aggressiv auf alles reagiert, versucht Tilly einzugreifen und wird gehindert. Als Harry in die Drogenszene schliddert, verschliesst sein Vater die Augen. Er bezahlt die Rechnungen fuer die kostspieligen, esoterischen Therapien fuer seine Ex-Frau, die letztendlich an der Krankheit Krebs sterben wird. Tillys scharfer Verstand registriert alles, denn ihre Informationszutraeger sind letztendlich immer die Kinder. Tilly belauscht Telefongespraeche, vergiftet mit ihren spitzen Anspielungen die Atmosphaere und fuehlt sich in allem dem Geschehen ueberlegen. Ahnungslos hat sie ohne einen Finger zu ruehren, die Rolle der boesen Stiefmutter uebernommen. Geoffs Geschaeft geraet in die roten Zahlen. Er handelt nicht, sondern borgt sich lieber Geld von Tilly. Doch Tilly - wie oft hat sie sich vorgenommen, ihm endgueltig die Koffer vor die Tuer zu stellen? Die egozentrische, sarkastische Tilly, die Ich-Erzaehlerin, beobachtet mit scharfen Augen das nicht stattfindende Familienleben und den finanziellen Abstieg ihres Lebenspartners und kann auch nicht verhehlen, dass sie nach langen Kaempfen genauso wie Geoff vor den Konflikten und Entscheidungen flieht. Sie sucht sich Liebhaber, arbeitet viel und lenkt sich ab. Die Bequemlichkeit schmieden Tilly und Geoff auch ohne Trauschein aneinander. Doch dann hat Geoff den Bogen mit seinen Luegen ueberspannt. Tillys Kampfgeist erwacht und ihre vorausschauende Gewissheit, dass Geoffs egoistische Brut fuer ihn nicht den krummen Finger ruehren wird. Tilly ist Mitte vierzig, das Leben liegt noch vor ihr. Ihre Rache wird furchtbar sein. Anne Fines Baustelle ist und bleibt die Familie, in ihrer Abgruendigkeit, Anhaenglichkeit und Verletzlichkeit. Mit 𠇏uer und Asche” ist ihr wieder eine bissige Satire auf das ewige Problem Beziehungskampf und die ewig gleichen Verhaltensmuster gelungen. Tilly muss einfach verstehen, Menschen aendern sich nicht. Da kann Geoff noch so viele schriftliche Beteuerungen abgeben, in seinen Verhaltensmustern ist er sich treu - bis in den Tod.
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Anna Enquist: Letzte Reise
Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben Leonardo Padura: Adios Hemingway Linn Ullmann: Ein gesegnetes Kind Margaret Forster: Ein Zimmer, sechs Frauen und ein Bild Peter Stamm: An einem Tag wie diesem |
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Bilderbuecher | |||||||||||||||||
Arthur Geisert: Licht aus!
Emmanuelle Houdart: Die Monster sind krankl Jutta Treiber, Jens Rassmus ( Ill.): Der Grossvater im rostroten Ohrensessel Katrina Lange: Eins und sonst keins Michael Rosen, Quentin Blake ( Ill.): Mein trauriges Buch Ulf Nilsson, Eva Eriksson (Ill.): Die besten Beerdigungen der Welt FILM Der tierisch verrueckte Bauernhof ( The Barnyard), USA Lucas, der Ameisenschreck, USA, 2006, |
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Hoer CD's Belletristik
Anne Tyler: Im Krieg und in der Liebe Marco Simsa praesentiert: Mit Gesang und Himmelsklang, Johann Sebastian Bach fuer Kinder |
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Jugendbuecher | |||||||||||||||||
David Klass: Wenn er kommt, dann laufen wir | |||||||||||||||||
Kinderbuch | |||||||||||||||||
Hilke Rosenboom, Franziska Harvey ( Ill.): Das Handbuch fuer Prinzessinnen
Kirsten Boie: Der kleine Ritter Martha Heesen: Marie und der Himmel auf Erden Sabine Ludwig: Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft Sabine Neuffer: Das Papa-Projekt |
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Sachbuecher
Mario Giordano: Emil Nolde fuer Kinder Rosie Dickins: Kunst - Ein Entdeckerbuch fuer Kinder Axel Hacke, Michael Sowa ( Ill.): Der kleine Erziehungsberater Monika Osberghaus: Schau mal! 50 beste Bilderbuecher Sabine Boehme: Von Keilschriften, Drachen und einer babylonischen Stadt voller Weltwunderer |
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