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WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006
REZENSION
Belletristik

Krimi

Leonardo Padura: Adios Hemingway, Aus dem kubanischen Spanisch von Hans-Joachim Hartstein, Unionsverlag, Zuerich 2006, 192 S., 17,90 Euro

Mario Conde ist wieder da. Allerdings nicht als Ermittler, aber dafuer als immer noch seinen Fantasien als angehender Schriftsteller nachhaengender Lebenskuenstler, der den Roman seiner Generation schreiben will. Bevor das grosse Werk vorliegt, schlaegt sich der Ex-Polizist mit dem Verkauf von Buechern aus zweiter Hand durchs Leben. Leonardo Padura laesst Conde seine eigene Hassliebe zu dem amerikanischen Nobelpreistraeger Ernest Hemingway durchleben. Bei aller Bewunderung fuer den kraftvollen, lebensgierigen Schriftsteller, Reporter, Kriegsberichterstatter, aber vor allem Abenteurer, Jaeger, Hochseefischer, Großwildjaeger und Genussmensch, mag El Conde nicht, wie abfaellig sich einst Hemingway ueber Dos Passos, Fitzgerald und andere Freunde geaeussert hatte. 1928 unternahm der Amerikaner einen Trip nach Kuba. Waehrend eines Unwetter lernte Hemingway auf Key West den kubanischen Fischer und Seemann Gregorio Fuentes kennen, der spaeter Bootsfuehrer der Yacht "EI Pilar" wurde. Der Autor entdeckte die alte Finca "La Vigia" am oestlichen Rand von Havanna. Das Haus liegt auf einem Huegel, ein laendlicher bewaldeter Platz, wo Brisen wehen, die das kubanische Klima angenehm machen. Obwohl Hemingway anfangs nicht sehr von dem Haus begeistert war, wurde es doch seine Heimstatt, und es wurde der Ort, an dem er einen großen Teil seines literarischen Lebenswerkes verfasste. 1960 sollte er dann Kuba fuer immer verlassen, um sich ein Jahr spaeter nach langer Krankheit das Leben zu nehmen. Das Innere des Hauses kann man heute nur von aussen her betrachten, durch die lange Reihe der Fenster und den Korridor.

Doch nun stellt sich heraus, dass in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1958 ein Verbrechen geschehen ist. Man findet auf Hemingsways Finca eine Leiche. Wer ist dieser Tote? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen ihm und dem bekannten Schriftsteller? Ist er gar der Moerder? Conde wird gebeten diesen einen Fall zu uebernehmen. Die Versuchung, seinem Idol nachzuspueren, in dem so unerreichbaren Haus all die Schaetze seines grossen Vorbildes hautnah anzuschauen, kann er sich nicht entgehen lassen. Doch die Suche nach Indizien ist mehr als muehselig. Conde entdeckt, dass “ Papa”, wie sich Hemingway nennen liess, wenig Kontakt in den letzten Jahren von einigen Ausnahmen abgesehen zu den Kubanern hatte. Die wenigen Menschen, die er auf seiner Finca beschaeftigte und gut bezahlte, standen in einem seltsamen Abhaengigkeitsverhaeltnis zu ihm.

In fiktiven Szenen wagt Padura einen Blick ins Innenleben des kraenkelnden einst so vor Kraft strotzenden Schriftstellers und rekapituliert die Geschehnisse auf der Finca. War es wirklich eine wahnwitzige Vorstellung eines in die Jahre gekommenen, vielleicht auch einsamen Mannes, dass der FBI ihn verfolgen wuerde? Mario Conde fischt im trueben und sucht nach Zeitzeugen. Doch Erinnerungen koennen truegen, wie er selbst weiss.

“Adios Hemingway” erzaehlt von der Konfrontationen zwischen El Conde und seinen Vorstellungen, die er sich vom Leben, Schreiben und dem Charakter des spaeten Hemingway, zusammenreimt. Es ist eine unterhaltsame Mischung aus einer Kriminalstory und der fiktiven Auseinandersetzung mit dem grossen amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway.

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