WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006

REZENSION

Belletristik

Bilderbuch

Michael Rosen, Quentin Blake ( Ill.): Mein trauriges Buch, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2006, 32 S., 15,50 Euro

Ein Bilderbuch, eine Geschichte ueber ein Gefuehl, das gedanklich praesent sein kann, aber auch koerperlich bedrueckt - das Traurigsein. Der Erzaehler ist traurig, weil sein Sohn Eddie bereits mit 18 Jahren gestorben ist. Doch auf dem ersten Bild lacht er, denn: “ Ich tue nur so, als ob ich gluecklich waere. Denn ich glaube, die Leute moegen mich nicht, wenn ich traurig aussehe.” Traurigkeit verunsichert Menschen. Der Mann sucht nach den Varianten, wie man mit seinen Gefuehlen umgehen kann. Kann man sie verdraengen, soll man sich ablenken? In seinen Erinnerungen sieht der Erzaehler die Bilder, wie sein Sohn als Baby badet, spielt, liest, einfach nur gluecklich ist und dann endet die Reihe der Fotos im Nichts. Ueber den Verlust spricht der Mann, wenn ihm danach ist. Stellt sich die Frage: Wie lebt man seine Traurigkeit aus? Was, wo, wann ist traurig? Der Mann versucht Trost zu finden, denkt sich Strategien aus, um seiner Traurigkeit zu entfliehen.

“ Also habe ich etwas Trauriges in mir, weil alles sich veraendert hat.”

Rosens Buch heisst: Mein trauriges Buch. Eine individuelle Geschichte, die doch jeden angeht, denn Verluste haben alle zu beklagen. Aber der Erzaehler hadert nicht mit dem Schicksal, er sucht ganz bewusst die Erinnerungen, an die Zeit, in der es noch keinen Grund zum Traurigsein gab.

Quentin Blake haelt die Traurigkeit mit fast hastig hingeworfenen Strichen fest - graue Toene kontrastieren mit den lebendig gruenen, gelben oder roten Farben, die vergangene Szenen festhalten. Am Ende konzentriert sich alles in einem Licht, dem Kerzenschein und der Einsamkeit, die, wenn man traurig ist, einfach akzeptieren muss.

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