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WINTER 2006

REZENSION

WINTER 2006
REZENSION
Belletristik

Belletristik

Dara Horn: Die kommende Welt, Aus dem Amerikanischen von Christiane Bucher und Miriam Mandelkow, Berlin Verlag, 2006, 384 S., 22 Euro

Tatsache ist, dass bei einer Single-Party im Juedischen Museum in New York bei einer Chagall-Ausstellung das kleine Bild “Ueber Witebsk” gestohlen wurde. Monate spaeter, so berichtet die amerikanische Autorin am Ende des Buches, befindet sich das Werk auf einem Postamt in Kansas. Dieser wahre, ungewoehnliche Diebstahl inspirierte Dara Horn zu einem spannenden, fiktiven Romanplot, in dem nicht nur Chagall als Zeichenlehrer auftritt, sondern auch die Geschichte einer Familie eine Rolle spielt. Im Mittelpunkt steht der hochintelligente, aber unattraktive, lebensmuede Benjamin Ziskind, der Dieb. Seine Ex-Frau hat ihn in ihrer kurzen Ehe nur betrogen und raeumt ihm auch noch die Wohnung aus. Seine Fragen, die er fuer die Quizshow American Genius zusammenstellt, werden nur noch abgelehnt und nun entdeckt er auch noch, dass ein nicht gerade bedeutendes, aber immerhin Bild von Marc Chagall, dass einst seiner Familie gehoerte, als Leihgabe in NY zu sehen ist. Vor kurzem ist Bens Mutter, Raisa Ziskind, gestorben, eine anerkannte Kinderbuchillustratorin und Autorin.

Trauernd und stur im Glauben verharrend, dass dieses Bild seinen Eltern noch immer gehoert, nimmt Ben es ohne Gewissensbisse oder gar Komplikationen von Seiten des Museums, einfach mit nach Hause. Schauplatzwechsel ins Jahr 1920: Der kleine Boris Kulback landet, nachdem er ansehen musste wie seine Eltern ermordet wurden, in der juedischen Kinderkolonie nicht weit von Moskau entfernt. Genossen Chagall ist der Zeichenlehrer in Malachowka. Beide lernen sich kennen und der Maler schenkt dem Jungen im Austausch ein Bild von sich, dass Boris an die Strasse, in der er einmal gewohnt hat, erinnert und an seinen Vater.

Dara Horn wechselt immer wieder die Zeitebenen. Sie verfolgt Ben und seine Zwillingsschwester als sie noch Kinder waren. Verwebt die Liebesgeschichte beider Eltern, die sich bereits als Kinder kennen lernten. Betrachtet dann wieder Chagalls Werdegang. Titel des letzten Kinderbuches von Raisa: Die kommende Welt.

Die Zeit vergeht, russische Juden wandern in die USA aus, die politischen Systeme veraendern sich, aber das Bild bleibt in der Familie von Boris Kulbak. Seine Tochter Raisa wird es in ihre Familie mitnehmen. Als Bens Vater aus dem Vietnam-Krieg als Krueppel zurueckkehrt und stirbt, ist Ben 11 Jahre alt. Die Mutter muss nun das Bild, um die Familie zu ernaehren, verkaufen. Auch hier schliessen sich wieder die Kreise.

Schnell entdeckt die Kuratorin des Hebraeischen Museums, Erica Frank, dass Benjamin Ziskind hinter dem Diebstahl steckt. Doch ploetzlich nimmt die Geschichte eine Wandlung, denn es stellt sich heraus, dass Bens Mutter offensichtlich ihre Kindergeschichten von juedischen eher unbekannten Autoren abgeschrieben hat, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Unglaublicher ist, dass das Bild offensichtlich eine Faelschung ist. Ben will sein Familieneigentum behalten, aber Erica und er verlieben sich ineinander. Eine ausweglose Situation und durch den weiten Zeitbogen, den die Autorin schlaegt, absolut spannend erzaehlt.

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Kinderbuch
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PIRATEN - Buecher, CD-ROM, Spiele

Sachbuecher

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