REZENSION

Januar 2006
Januar 2006
REZENSION

Tahar Ben Jelloun: Papa, woher kommt der Haß? A. d. Frz. V. Christiane Kayser, Rowohlt, Berlin. 128 S., 14,90 Euro

Tahar Ben Jelloun unterhaelt sich fiktiv mit seiner Tochter, mittlerweile ist sie 17 Jahre alt, ueber ein neues Thema: Hass.

Erschreckende Aktualitaet erlangen Jellouns Ausfuehrungen, die einen sehr kritischen Ton anschlagen, durch die Ausschreitungen der franzoesischen Jugendlichen, die wie Einwanderer und nicht wie Landsleute behandelt werden. Sie fuehlen sich in den Vorstaedten unseres Nachbarlandes ausgegrenzt. Der marokkanische Schriftsteller mit Wohnsitz in Paris und seine Tochter sprechen ueber die Welt nach dem 11. September, ueber den Terrorismus von Al Quaida, die unueberwindliche Feindschaft zwischen Israelis und Palaestinensern, das Kopftuchverbot, den zunehmenden Antisemitismus, die Ehrenmorde, den Islamunterricht an deutschen Schulen und die Fundamentalisten in Europa.

Dabei geht es auch um die Integration der in Europa lebenden zwoelf Millionen Muslime. Zwischen den Bevoelkerungsgruppen, die sich fremd geblieben sind, obwohl sie Tuer an Tuer jahrzehntelang leben, haben sich keine gemeinsamen Werte herausgebildet, stellt Jelloun fest. Der Autor spart nichts aus, er hat sich genauestens mit den Konfliktherden, ob nun in den Niederlanden, Deutschland, den USA, Israel oder den palaestinensischen Gebieten beschaeftigt. Beginnen sollte diese Suche nach gemeinsamen Werten, nach denen sich das gesellschaftliche Leben gestalten lassen koennte, bereits in der Schule. Plaediert Jelloun fuer den Laizismus wie an Frankreichs Schulen, auch die Tuerkei ist seit 1923 ein laizistischer Staat, so lassen sich die anderen europaeischen Staaten aus einer falsch verstandenen Toleranz heraus die Kontrolle ueber den Islamunterricht aus den Haenden nehmen. " In Berlin geht die Toleranz inzwischen so weit, dass die Islamische Foerderation an oeffentlichen Schulen Religionsunterricht erteilen darf, der vom Land Berlin finanziert wird, ohne dass Berlin irgendeine Kontrolle ueber die Auswahl der Lehrer oder der Lerninhalte ausuebt. Theoretisch ist es also moeglich, dass dort islamistische Fanatiker Grundschueler in Islamkunde unterrichten - stell dir das mal vor?"


Tahar Ben Jelloun setzt sich umfassend und mit reichem Faktenwissen mit allen aktuellen Probleme auseinander, die seit den Attentaten in New York, Madrid und London auf der Seele brennen und regt an, eigene Standpunkte zu ueberdenken. Der Hass und die Angst koennen nichts veraendern. Es gibt keine einfachen Erklaerungen fuer die Probleme, stellt Jelloun fest. Aber auf dem Verhandlungswege koennte man vieles loesen.

" Im Koran heisst es, Gott habe verschiedene Voelker in verschiedenen Laendern geschaffen, damit sie sich kennen lernen und einander anerkennen. Ein schoenes Credo, ich glaube daran, dass wir lernen koennen, trotz unserer Unterschiede gemeinsam in Frieden zusammenzuleben."

Belletristik
Ian McEwan: Saturday
Jutta Voigt: Der Geschmack des Ostens
Tilman Spreckelsen ( Hg.): Mein Vater, der Held.
Zeruya Shalev: Späte Familie
CD's - CD-ROM

Amos Oz: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

Raumschiffe bauen mit Willy Werkel

Gutenachtgeschichten, Herausgegeben von Gabriele Kreis

Jugendbuecher
Martha Heesen: Die Nacht, als Mats nicht heimkam
Tahar Ben Jelloun: Papa, woher kommt der Haß?
Kinderbuch
Karin Koch, Andre Roesler: Emil wird sieben
Deutscher Spielfilm

"Die Wilden Huehner" nach dem Roman " Fuchsalarm" von Cornelia Funke

Sachbuecher

Erne/Metzger - Mein erstes Lexikon

Dorling Kindersley

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