REZENSION |
Januar 2006 | ||||||||||||||||
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REZENSION | |||||||||||||||||
Martha Heesen: Die Nacht, als Mats nicht heimkam, Aus dem Niederlaendischen von Rolf Erdorf; Sauerlaender Verlag, Duesseldorf 2005, 11,90 Euro Peet ist gut zwei Jahre aelter als sein Bruder Mats, der Traeumer, genaue Beobachter und Rumtreiber. " Mats war ausgerissen. Meine Mutter gestattet es ihm. Er brauche das nun einmal und etwas dagegen tun koenne man ohnehin nicht. Ihm wuerde schon nichts zustossen und er tauche auch immer wieder auf. Aber meinen Vater konnte es rasend machen." Mats entschwindet mit seiner roten Zeichenmappe, die ihm die Mutter geschenkt hat und schaut Ewigkeiten in den Bach, um dann hineinzufallen, klettert auf den Dachfirst, sieht die Kraehen an, die Wolken. Doch er kehrt nie von allein heim. Peet muss, nachdem die Mutter unruhig durchs Haus tigert, ihn jedesmal suchen. Mats erwartet auch, das sein Bruder ihn " aufliest". Seit dem achten Lebensjahr unternimmt Mats diese Ausfluege und mit den Jahren nehmen auch die Entfernungen zu. Peet ahnt fast immer, wo er seinen " bescheuerten, kleinen Bruder" finden kann. Die Mutter liebt ihren seltsam, eigensinnigen Sohn, scheint die einzige zu sein, die ihn versteht, bewundert seine Zeichnungen und versucht auch eine Verbindung zum Vater zu knuepfen, der seinen juengsten Sohn allzuoft wie einen Fremden, einen " Irrgast" betrachtet. Der Vater ist auch nicht damit einverstanden, dass Peet seinen Bruder staendig suchen soll. Vor acht Monaten ist die Mutter bei einem Unfall gestorben. Mats kann nicht weinen. Die Familie faellt auseinander, denn der Vater veraendert sich, schweigt, wirkt unentschlossen hilflos, klammert sich an Peet, sorgt sich um den Juengsten. Peet beginnt seine Erzaehlung nach der sorgenvollen Nacht, in der Mats nicht heimkam. Der juengere Bruder wollte wissen, ob die Schiffe auch nachts fahren. Einen Tag lang beschreibt Peet die Situation der Familie, erinnert sich an die Mutter, seine Erlebnisse mit seinem Bruder, an die Nacht und weiss, so kann es nicht weitergehen. Peet kann die Verantwortung fuer seinen Bruder und seinen Vater nicht mehr tragen: " Ich konnte meinen Bruder und meinen Vater an diesem Tag nicht allein lassen. Vielleicht konnte ich sie ueberhaupt nicht mehr allein lassen; an jenem Morgen hatte ich das Gefuehl, als muesste ich fuer immer auf sie aufpassen, als muesste ich den Rest meines Lebens zwischen den beiden hin und her rennen." Der Druck, der auf Peet lastet, ist gewaltig, seine Sehnsucht nach einem normalen Leben auch nach dem Tod der Mutter gross. Peet muss sich befreien und er wird es tun. " Da draussen war die Welt. Wir gehoerten da nicht mehr hin."
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