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REZENSION

KINDERBUCH

Gwyneth Rees: Erde an Pluto oder Als Mum abhob, Ravensburger Verlag, Ravensburg 2005, 10,95 Euro

Daniel ist nicht zu beneiden. Er hat nicht nur das Pech, dass seine Mutter die neue Schuldirektorin wird, genau in der Einrichtung, in die er kuenftig gehen wird, sie dreht auch noch durch und alle, Schueler, Lehrer und Eltern werden Augenzeugen sein. Und so begann alles: Daniels Familie ist umgezogen, damit seine Mutter Isobel die neue Arbeit beginnen kann. Daniels Vater, von Beruf Arzt, ist zwar auf Jobsuche, aber er beschliesst fuer zwei Monate nach Neuseeland zu seiner totkranken Mutter zu reisen. Das waere alles kein Problem, wenn Daniels Mutter nicht auf die Idee kommen wuerde, ihre Lithiumtabletten abzusetzen. Als Martha, Daniels kleine Schwester, vor sieben Jahren geboren wurde, musste Isobel in die Klinik. Die Tabletten helfen der Mutter gegen manische Schuebe, die zu Ueberaktivitaet oder Depression fuehren. Leider schwemmen die Tabletten ziemlich auf und verursachen auch Hautausschlaege. Daniel ist das alles nur peinlich und auch sein Vater will mit ihm ueber diese Krankheit, das "Verruecktwerden" der Mutter nicht sprechen. Voller Schwung und Energie beginnt Daniels Mutter ihre neue Taetigkeit. Daniels Begeisterung fuer die neue Klasse haelt sich in Grenzen und von seiner neuen Klassenlehrerin mit den scharfen Ohren haelt er gar nichts. In fast unauffaelligen Schritten veraendert sich das Verhalten von Daniels Mutter. Sie zieht farblich kreischende Kleider an, kauft Unmengen Zeugs ein und benimmt sich seltsam unkontrolliert. So haelt sie sich nicht mehr an die Uebereinkunft, dass sie Daniel an der Schule bitte zu ignorieren habe, sie versucht die graue Schuluniform aufzupeppen und fuer den Buecherbasar stellt sie ihre Wohnungseinrichtung zur Verfuegung. Doch dann trifft sie eine fruehere Bekannte aus der Klinik, die ebenfalls ein Kind geboren hat und die wahnwitzige Idee in ihrem Kopf entsteht, dass die Kinder damals vertauscht wurden. Daniel ist hilflos, seine entfesselte Mutter ist nicht mehr zu bremsen.

Gwyneth Rees zeigt wie Daniels Mutter voellig aus der Rolle faellt. Daniel ist machtlos und fuehlt sich doch fuer seine eigentlich energische Mutter verantwortlich. Er ist in dem Alter, in dem er sich von seiner Familie abgrenzen moechte, eher Kaempfe austraegt und nicht die Beschuetzerrolle uebernehmen will. Daniel bleibt nichts anderes uebrig. Depressive Muetter sind schon ein Thema in Kinderbuechern, voellig ausgetickte dagegen eher die Seltenheit. Gwyneth Rees schafft es, die Balance zwischen der komischen und besorgniserregenden Seite der Mutter-Sohn-Geschichte zu halten, und hat trotz aller Ernsthaftigkeit des Themas ein unterhaltsames Kinderbuch geschrieben.

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