SUMMER 2005 |
REZENSION |
KINDERBUCH | ||||||
Tuula Kallioniemi: Ich bin Topi Tiger, Carlsen Verlag, Hamburg 2005, 12 Euro " Mein Vater war ein Tiger, genau wie ich einer bin. Er war der schwarze Tiger. Ich bin der weisse Tiger. Mein Vater ist auf einem Drachen in den Himmel geritten. Dabei hat er einen Schuh verloren und in dem Schuh bin ich auf die Welt gekommen." Markus bleibt bei dieser haarstraeubenden, fantastischen Geschichte der Mund offen stehen. Topi, sein neuer Klassenkamerad, hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Doch eins muss man Topi lassen, die Idee mit dem Schuh ist nicht schlecht. Topi ist schon ein seltsamer Junge, statt aus Ostfinnland scheint er von einem anderen Stern auf die Erde geflogen zu sein. Nicht nur sein Outfit, "Jogginghosen aus dem vergangenen Jahrhundert" und ein roter Pullover, wirken befremdlich auf den Betrachter, auch seine variantenreichen, abenteuerlichen Geschichten von seinem in Afrika lebenden Vater sind spannend und doch, er ist ein Spinner. Der einsame Markus, dessen Eltern sich kaum um ihn kuemmern, fuehlt sich zum gutglaeubigen Topi hingezogen. Seine ueberbordende Fantasie gefaellt ihm genauso gut wie seine Karatetechnik und seine fernoestlichen, bodenstaendigen Sprueche, z.B. "Es gibt Sachen, die kann man nicht aendern." Vor allem aber mag Markus Topis Zuhause. Topis Mutter, die vom Sozialamt lebt und Volkshochschulkurse besucht, scheint ziemlich unkompliziert zu sein, denn immerhin darf Topi einfach so einen Hund mit nach Hause bringen. Den streunenden Vierbeiner hat die Bande um den miesen Tino gequaelt und Topi hat ihn gerettet. Topis Einfallsreichtum und seine Kreativitaet stehen im harten Kontrast zum Verhalten seiner Mitschueler. Topi stoert es nicht, wenn Anu ihren geistig behinderten Bruder Risto zum Spielen mitbringt. Markus sieht das anders. Er moechte seinen Freund fuer sich haben. Sie allein sollten auf dem Boot, dass sie ausgebaut haben, spielen. Tuula Kallioniemi hat eine pointierte, unterhaltsame Geschichte ueber einen ungewoehnlichen Jungen geschrieben, der seine Umwelt voellig auf den Kopf stellt und langsam erkennt, dass die Zeit der ausgedachten Vater - Geschichten auch irgendwann ein Ende haben muss.
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