SUMMER 2005 |
REZENSION |
BELLETRISTIK | ||||||
Susan Fletcher: Eve Green, Berlin Verlag, Berlin 2005, 19,90 Euro Ein eisiger Wind weht auf der Anhoehe, auf der die walisische Farm Pencarreg liegt, der neue Wohnort der achtjaehrigen, rothaarigen Evangeline Green. Das Herz ihrer jungen Mutter ist einfach stehengeblieben und nun hat sie das Schicksal von Birmingham nach Cae Tresaint, dem Ort, wo nichts so schnell vergessen wird, zu ihren Grosseltern verschlagen. Das Torfmoor in der Ferne, weite Wiesen, gleissend heisse Sommer, echte Herbstfarben, wilde Rosen - die Natur in all ihren Spielarten wird fuer Eve Green zum Lebenselexier. Auch an die walisische Sprache mit ihren fehlenden Vokalen gewoehnt sich das Kind. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Universitaet zieht es sie wie magisch wieder an den Ort ihrer Kindheit zurueck. Mit 29 Jahren wird sie von der Liebe ihres Lebens, dem 16 Jahre aelteren David, den sie seit Kindheitstagen kennt, schwanger. Wieder ein Grund fuer die Leute im Ort, ueber die eigensinnige Eve zu reden, aber mittlerweile hat sie sich an den Missmut und Argwohn, der ihr entgegenschlaegt, gewoehnt. Besonders Mr. Phipps uebertrifft alle in seiner Ablehnung. Fuer ihn ist die Tochter des Iren Kieran Green eine Diebin und Missgeburt. Fuer Eve ist die Schwangerschaft ein guter Zeitpunkt, um zurueckzuschauen. Sie erinnert sich schmerzlich an den Verlust der Mutter und durchsucht ihr Schuhschachteltagebuch nach Dingen und Aufzeichnungen, die ihr auch Aufschluss ueber ihren Vater geben, den die Mutter nur sieben Monate kannte. Dann ging er einfach fort. In ihrem ersten Sommer in Wales geschieht dann das Unfassbare: Rosemary Anne Hughes, ein Maedchen in Eves Alter wird im Ort vermisst. Nie wird geklaert, was mit dem Maedchen geschehen ist. Verdaechtigungen schwirren in der Luft und der Finger wird schnell auf den falschen Mann gerichtet. Susan Fletcher laesst atmosphaerisch dicht Erinnerungsbilder entstehen, die voller Sinnlichkeit und Waerme sind. Sie beschreibt die stille Freundschaft zwischen Eve Green und dem Aussenseiter Billy Macklin, der durch einen Hufschlag im Gesicht entstellt ist und alle lateinischen Namen der Blumen kennt. In Eves Erinnerungen kann der Leser versinken, denn sie sind zum einen melancholisch, zum anderen jedoch voller Lebenskraft und Zuversicht.
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