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REZENSION

BELLETRISTIK

Guenther de Bruyn: ABSEITS Liebeserklaerung an eine Landschaft, S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2005, 13 Euro

Eine dreistuendige Wanderung durch eine unpassierbare Gegend der Mark Brandenburg im Beeskow - Storkower Land sollte fuer Guenther de Bruyn vor fast dreissig Jahren schicksalhaft werden:

" Hier war es, wo meine Liebe zu dieser Gegend erwachte und zu einer bestaendigen wurde, weil sie, meines fortgeschrittenen Alters wegen, den Wechseln jugendlicher Entwicklungsstadien nicht mehr unterworfen war. Als einer Liebe auf den ersten Blick misstraute ich ihr - aus Erfahrung, und doch hatte sie, wie mir heute scheint, von vornherein den Charakter der Dauer an sich, zumindest aber die Gewissheit, die letzte zu sein. ... Hier war der Ort, der fuer mich bestimmt war."

1967 fand der Autor eine verfallene, ausgebrannte Ruine nebst Garten in der Naehe des Ortes Goersdorf, einem alten Dorf mit 190 Seelen. Die melancholische maerkische Landschaft beruehrt de Bruyn und gibt ihm das Gefuehl eines Zuhauses. " Es war die DDR-Welt der sechziger Jahre, die ich manchmal nicht mehr ertragen zu koennen meinte, und zwar nicht, weil sie restriktiver oder mir gefaehrlicher geworden waere, ( ...), sondern weil der Platz, den ich in ihr einnahm, ein selbstzerstoererischer war." Guenther de Bruyn machte sich beim Anblick des sproeden Ortes klar, wie stark seine "Fluchtwuensche" waren und die Sehnsucht nach einer "Fluchtburg", ohne die Heimat zu verlassen.

Ruhig und unaufgeregt tastet sich de Bruyn an die unspektakulaere, jahrhundertealte Geschichte Goersdorfs heran, schreibt ueber den Verlauf der Spree, ueber Kossenblatt, ueber Gross Rietz mit seinem Schloss. Er berichtet vom Soldatenkoenig, der dort seine naiven Bilder malte, die sich in Koenigs Wusterhausen befinden. Ab und zu plaziert er aktuelle Seitenstiche, z.B. in Richtung moderne bildende Kunst und Berliner Holocaust - Denkmal und ruehmt immer wieder die Stille und Beredtheit der kleinen Friedhoefe. Chroniken, alte Urkunden, Plaene, Beschreibungen von eifrigen Lehrern zur Hitlerzeit, dann Nachkriegszeit, die Protokollbuecher der Goersdorfer Gemeindevertretung helfen bei der historischen Wanderung durch die deutsche Geschichte. Bewegend erzaehlt de Bruyn vom armen und traurigen Leben der Vorbesitzer seines Hauses, der kleinen Familie Bahr. In allen Details, die der Autor schildert, spuert man das Interesse an diesem Leben, deren Ueberbleibsel von den Maeusen angefressen wurden und die der Moertel hart gemacht hat. Weit, karg, mal sandig, dann wieder sumpfig ist dieser unauffaellige Landstrich, dem de Bruyn die Treue gehalten hat und er verleugnet nicht, "dass er mit dieser ausschweifenden Kleinmalerei auch ein wenig sich selbst beschreibt".

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