SUMMER 2005 |
REZENSION |
JUGENDBUCH | ||||||
Kevin Brooks: Lucas, Deutscher Taschenbuch Verlag extra, Muenchen 2004, 448 Seiten, 12 Euro " Alles verwandelte sich ploetzlich in eine Hoelle, genau wie Lucas es vorhergesagt hatte: Die Menschen moegen es nicht, wenn sie nicht wissen, wer du bist. Sie moegen es nicht, wenn etwas nicht in ihr Schema passt. So was erschreckt sie. Sie wuerden es lieber mit einem Monster aushalten, das sie kennen, als mit einem Geheimnis, dass sie nicht kennen....." Lucas, ein 16-jaehriger Streuner, der mit allen Wasser gewaschen ist, ohne Familie, ein Zigeuner, der nur noch ein Bild von seiner jungen Mutter hat, campiert seit kurzem auf der Insel Hale vor der englischen Kueste. Der Leser erfaehrt nicht viel ueber seine Vergangenheit. Die 15-jaehrige Caitlin McCann ist von dem einsamen Jungen fasziniert und sucht instinktiv seine Naehe. Die Inselbewohner, allen voran die jugendliche Clique um Jamie Tait und Caits Bruder Dom, misstrauen dem Unbekannten ohne ein Wort mit ihm gesprochen zu haben. Allein seine Anwesenheit wird von den Inselbewohnern als Provokation empfunden. Jemand der ein Outlaw ist, einer, der sich nicht einordnet, kann nur schaden. Aus Caits Sicht wird diese Geschichte eines verhaengnisvollen Sommers erzaehlt, die so tragisch enden soll. Auch Caits Vater, ein Ire und Schriftsteller wird von den Inselbewohnern argwoehnisch beaeugt, denn wer nicht auf der Insel geboren ist, gehoert nicht hierher. Cait betrachtet ihre Altersgenossen und vor allem ihre Freundin Bill aus einer sie selbst erschreckenden Distanz. Die Kindheit verabschiedet sich langsam, doch was tritt an ihre Stelle? Cait findet keinen Spass am Alkoholkonsum, dem dummen Gerede, den Drogen und der sinnlosen Abhaengerei in den Pubs. In der flirrenden Hitze des Sommers kommt es zu brutalen Machtspielchen zwischen den Jugendlichen, die mit der koerperlichen Ueberlegenheit und Schnelligkeit ihres Gegners Lucas nicht rechnen. Kevin Brooks inszeniert in seinem Jugendroman sehr glaubwuerdig ein beaengstigendes Szenario aus Intoleranz, Stumpfsinn und Fremdenhass, geschuert gerade von jungen Leuten, dass sich offensichtlich egal zu welchen Zeiten immer wiederholt. Cait versucht sich an alles zu erinnern, an jede Regung der Natur, an jedes Wort von Lucas, an die vertraute Atmosphaere zwischen ihnen. Der Versuch des objektiven Beschreibens der Ereignisse soll Cait auf eine gewisse Weise troesten und stellt doch den Versuch dar, wieder zu sich selbst zu finden. Kevin Brooks verliert sich gern in Naturdarstellungen und Empfindungen einerseits, gibt seinen Protagonisten andererseits aber eine authentische Sprache.
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