SUMMER 2005 |
REZENSION |
KINDERBUCH | ||||||
Bilderbuch Hans Christian Andersen: Die Prinzessin auf der Erbse, Mit Illustrationen von Melanie Kemmler, Aufbau -Verlag, Berlin 2005, 15 Euro Hans Christian Andersen schrieb an Henriette Hanck " Jetzt fange ich mit einigen 'Kindermaerchen' an, ich will die kommenden Geschlechter zu gewinnen suchen, muessen Sie wissen. ... Man wird sagen, dies sei mein unsterbliches Werk. Aber das werde ich in dieser Welt nicht mehr erleben." Trotz harscher Kritik an seiner Literatur fuer Kinder, in der er die Kindheit als eine eigenstaendige und fuer sich genommen wichtige Periode im Leben eines Menschen ansah und die Leser von keinem hoeheren Standpunkt belehren wollte, konnte sich Andersen mit seinen Maercheneditionen durchsetzen. Seinen Ruhm allerdings genoss er noch in dieser Welt in vollen Zuegen. 1835 entstanden in einem scheusslichen Winter, gedruckt auf schlechtem Papier, die ersten vier Maerchen, unter ihnen " Die Prinzessin auf der Erbse". Andersens Maerchenprinzessinnen sind weder konventionell, noch unkompliziert. So steht eines Tages eine junge Frau ganz allein ohne Begleitung im klatschnassen Regen vor der Tuer des Schlosses und behauptet, sie sei eine richtige Prinzessin. Klein muss das Koenigreich sein, denn immerhin geht der Koenig selbst ans Stadttor, um die Unterschlupf suchende hereinzubitten. Der Prinz, der offenbar sehr waehlerisch zu sein scheint, denn immerhin ist er um die ganze Welt gereist, um eine Frau zu finden, ist doch neugierig, ob er es nun endlich mit einer richtige Prinzessin zu tun hat. Seine Mutter nimmt die Sache in die Hand und stellt die junge Frau auf die Probe. Auch Hans Christian Andersen, der ein sehr reizbarer, sensibler, egoistischer und auch empfindlicher Mensch war, haette unter 40 dicken Decken eine winzig kleine Erbse gespuert. Das Maerchen von der " Prinzessin auf der Erbse " fehlt in keiner Andersen Ausgabe und viele Illustratoren haben diesen Stoff bebildert. Melanie Kemmlers Sichtweise des Maerchens entfuehrt den Betrachter zum einen in die moderne Welt, immerhin traegt der Prinz einen schwarzen Anzug und einen braven Haarschnitt, zum anderen jedoch erstarren die Bilder in der Hofettikette. Trotz kleiner koeniglicher Welt entwickelt die Illustratorin einen weiten Raum fuer die Maerchenfiguren und plaziert diese fast schwebend und doch steif agierend in den einzelnen artifiziellen Bildern. Suerreale Elemente fliessen ein, geben der Geschichte das Geheimnisvolle, unerklaerlich maerchenhafte und faszinieren durch das Spiel mit kunsthistorischen Zitaten. So schweben die regennassen Wolken ins Schloss und die Erbsen stehen in der Schuessel als Dekoration am Bildrand. Natur und Mensch scheinen sich wie im Traum ganz nah zu sein. Magritte, Duerer und weitere Kuenstler lassen gruessen!
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