SUMMER 2005

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REZENSION

BILDERBUCH

Marie-Therese Schins, Birte Mueller ( Ill.): Zuckerguss fuer Isabel, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2005, 12,90 Euro

Der Tod ist kein tabuisiertes Thema mehr im Bilderbuch und doch sind die Vorstellungen von Endlichkeit, Abschied, Verlust und Trauer immer mit einer besonderen Schwere belastet. In " Zuckerguss fuer Isabel " ist das anders. Hier ist der Tod im Leben heimisch und das hat seinen besonderen Grund, denn die Geschichte spielt in Mexiko. Die eingeborenen Voelker von Mexiko glaubten, dass Seelen nicht sterben, sondern bloß in Mictlan (Ort des Todes) verweilen und jedes Jahr auf Besuch zurueckkehrten, um mit den lebenden Verwandten zu Essen, Trinken und zum froehlich sein, fuer sie war das Leben nur ein fluechtiger Moment. Nadia, das Maedchen, dass erst seit kurzem in Mexiko wohnt, erzaehlt vom Tag der Toten. Sie erlebt diesen Erinnerungstag an die Verstorbenen wie ein froehliches Fest, mit gebackenem, duftenden Brot, Totenschaedeln aus Zucker und leuchtend orangfarbenen Blumen. Der Tod hat in Mexiko seine suessen Seiten und Nadia staunt nicht schlecht ueber des Angebot des Zuckermarktes. Gemeinsam mit Carlos ist sie an den stimmungsvollen Festlichkeiten fuer seine kleine Schwester Isabel, die mit sieben Jahren an Krebs gestorben ist, beteiligt. Bei allem Trubel bleibt auch Raum fuer Fragen und ambivalente Gefuehle, denn Nadia weiss, dass in ihrem Kulturkreis ganz anders getrauert wird. Die vorspanischen Kulturen hatten eine voellig andere Auffassung vom Tod als die abendlaendische Christenheit. Der Tod wurde nicht als ein Ende betrachtet, vielmehr war das Leben selbst nur ein Uebergangsstadium zwischen verschiedenen Daseinsformen.

"Weinst du eigentlich nicht um deine Schwester?", frage ich Carlos. " Doch, ich weine ganz oft.....Aber heute nicht. Heute freue ich mich. Weil wir fuer Isabel ein Fest geben und ich sie wiedersehe."

Nachdem das Grab geschmueckt ist und das Brot seine Duefte verbreitet, taucht Isabel wirklich auf. Die Kinder versinken in einer Anderswelt, in der sie spielen und sich freuen einander zu haben. Diese andere Ebene nimmt dem Tod das Bedrueckende und laesst das Fest fuer Isabel zu einem gelungenen werden. Alle sind froh einander wiederzusehen und mit den " sichtbaren Seelen der Toten" zu feiern. Birte Mueller hat kraeftige Farben fuer ihre lebendigen, strahlenden Bilder gefunden, die auch gern mal auf dem Kopf stehen.

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