Berlinale Special 2006 - Reviews and reports.
Berlin International Film Festival 2006 |
|||||||
KINDERFILMFEST -SHORT FILMS | |||||||
PROGRAMMES 1,2,4. | |||||||
Kurzfilme 1 - ab 4 Jahren In knapp fuenf Minuten erzaehlen die deutschen Filmemacher Thomas Hinke und Jan Locher in “Der Propellervogel” von drei runden Spatzen, die voller Inbrunst ihr Lied singen wollen. ( Musik: Carsten Raabe ) Allerdings kommt die Melodie nie bis zum Ende, denn ein fauler Vogel mit einem Propeller auf dem Ruecken stoert den Gesang. Die drei Kleinen werden den laestigen Krachmacher und Einzelgaenger nicht los bis dieser im Baumgeflecht sein technisches Vehikel verliert und voellig hilflos mit seinen kleinen Fluegeln um sich schlaegt, um einen Flugversuch zu starten. Eine witziger Animationsfilm ueber vier Voegeln, die ihre Moeglichkeiten erkunden. Im deutschen Beitrag “ Wutz und Wiebke “ treffen die kleinen Zuschauer auf ein ungleiches Paar. Wutz, das Schwein, denkt nur ans Fressen und Wiebke, die Gans, ist eine Besserwisserin und notorische Noerglerin. Fuer die Reise nach Italien muessen die beiden “ Auf dem Flughafen “, so der erste Titel der geplanten Serie, ihr Fluggate suchen, das Gepaeck aufgeben und die Paesse zeigen. Wiebkes Pass ist abgelaufen. So eine Bescherung. Sie hat noch einen zweiten Pass, den sie schnell von zu Hause holen will. Offensichtlich wird bei den Gaensen die doppelte Staatsbuergerschaft anerkannt. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn das Flugzeug wartet nicht und Wutz bleibt natuerlich nicht auf seiner Bank sitzen, wenn leckere Kartoffelsuppe an ihm vorbeifaehrt. Die Schauspielerin Katharina Thalbach leiht der Gans ihre unverkennbare rauhe Stimme. Peter Lerchbaumer spricht den staendig ruelpsenden Wutz. Kurzfilme 2 - ab 6 Jahren Auch bei den Kurzfilmen dominieren die Themen Familie und Migration. Was macht ein ehemaliger, italienischer Fussballprofi, mit seinen beiden Soehnen, die sich entweder fuer einen Kung-Fu-Kaempfer halten oder noch viel schlimmer sich fuer Australischen Rules Fussball begeistern? In dem australischen Kurzfilm “ Bloody footy “ erzaehlt Dean Chircop eine slapstickartige, amuesante Geschichte ueber den klassischen Konflikt zwischen Vater, Sohn und Tradition. Vater Vito erwartet, dass sein aelterer Sohn Mario in seine Fussstapfen tritt und natuerlich europaeischen Fussball spielt. Zu seinem zehnten Geburtstag wuenscht sich Mario allerdings nichts sehnlicher als einen Australischen Rules Fussball. Der Vater ignoriert alle Bitten, setzt seinen Kopf durch und uebergibt dem Sohn den runden, richtigen Fussball. Mario ist enttaeuscht. Doch seine Mama hat natuerlich ein Herz fuer ihren Sohn und schenkt ihm den erwuenschten, ovalen Ball. Mit diesem Footy beginnt nun schicksalhaft ein Kette von ungluecklichen Ereignissen, die nur noch der Heilige Jesus Christus, der sich tricktechnisch geschickt in die Handlung draengt, schlichten kann. Ist nicht nur die Form des Balles eine andere? Ein kluger Papa, der auch noch seinen juengeren Kung-Fu-Kaempfer gegen sich hat, wuerde doch nachgeben, oder? In “ Big girl “, dem Beitrag aus Kanada, straeubt sich die neunjaehrige Josephine gegen Gerry, den neuen Freund ihrer Mutter. Sie haengt immernoch an ihrem Vater, der sich offensichtlich aus ihrem Leben verabschiedet hat. Josephine macht auch kein Hehl aus ihrer Ablehnung. Gerry schlaegt ihr einen Pakt vor. Wenn sie gewinnt, verschwindet Gerry und wenn er gewinnt, dann kann er bleiben. Renuka Jeyapalan zeigt in ihrem Kurzfilm, wie Josephine und Gerry durch die Austragung ihrer fuenf Wettbewerbe, wo der Beste die Colaflasche ganz schnell leer trinken kann oder im Bowling besser ist, einander immer naeher kommen. Josephine hat ueber ihre Zuneigung fuer Gerry nur aus den Augen verloren, dass die Beziehung zwischen ihrer Mutter und dem neuen Freund in der Zwischenzeit in die Brueche gegangen ist. Irina Boikos kleine Sommergeschichte aus Griechenland heisst “ Der Dieb “ und erzaehlt vom fuenfjaehrigen Alexandros, der seine Ferien bei der Grossmutter auf dem Land mit Dina, seiner aelteren Cousine verlebt. Am liebsten moechte er mit einem kleinen Kaetzchen spielen, aber da ist ja noch Dina. Um in ihrer Naehe zu sein und sich ihrer Freundschaft fuer wuerdig zu erweisen, immerhin ist er ja nur ein Stadtkind, macht er allen Bloedsinn mit. So steigen die Kinder, sie wollen Doktor spielen, in einer Apotheke ein und mausen die Medikamente samt Spritzen. Doch nicht lang und Alexandros wird von der Grossmutter erwischt. Die Verantwortung fuer den Diebstahl muss nun der Junge uebernehmen, denn Dina versteckt sich. Die Apothekerin ist so uebergluecklich ueber die zurueckgebrachten Medikamente, dass das grosse Donnerwetter ausbleibt und Alexandros mit Suessem beschenkt sich auf den Heimweg machen kann.
Die Kurzfilme fuer Kinder ab 12 fordern dem Zuschauer einiges ab, denn sie thematisieren auf realistische Weise die Abwesenheit der Kindheit. Jeder der Filme bietet Diskussionsgrundlagen und sicher viele Fragen, die nach Antworten suchen. Im Mittelpunkt des belgischen Kurzfilms “ Alice or life in black and white “ von Sophie Schoukens steht die dreizehnjaehrige, introvertierte Alice, die keine Frau werden will. Sie beobachtet ihre Eltern, die sich nur streiten und keine Zeit fuer sie haben. Das Essen verweigern und den Tod in Kauf nehmen scheint fuer Alice wichtiger zu sein als das Leben. In ihren Zeichnungen von Schmetterlingen bevorzugt Alice die Farben weiss und schwarz - doch die Realitaet ist nicht weiss und schwarz. Alice will nicht wie ihre Mutter werden, die offensichtlich einen anderen Mann hat. Die Eltern erkennen das Problem, doch sie stellen sich ihm nicht. Die Mutter laesst Alice trotz Zuneigung allein und der Vater sieht das Maedchen essen, ohne zu ahnen, dass sie alles wieder in der Toilette ausbrechen wird. Alice wird wegen ihrer Bulemie in ein Krankenhaus gehen. Ob sie das bunte Schmetterlingskleid tragen kann, bleibt offen. Das Maedchen “ Vika “, in dem gleichnamigen Kurzfilm aus Israel von Tsivia Barkai, ist 12 Jahre alt. Sie geht in ein Internat und besucht nach einer langen Zeit ihre russische Mutter. Unaussprechlich verkommen lebt Vikas Mutter, die Alkoholikerin ist, mit ihrem Baby in einer verdreckten, heruntergekommenen Wohnung in einem belebten Stadtviertel. Vikas Enttaeuschung ueber den Zustand der Mutter ist nicht sonderlich gross, denn sie scheint sie nur so noch zu kennen. Vika versucht mit durchschaubaren Tricks, die Mutter vom Trinken abzuhalten. Das Baby schreit, die Mutter fragt nach Wodka. Vika kuemmert sich um das Baby und entschliesst, mit dem hilflosen Kind fortzugehen, als die Mutter ihrer Tochter empfielt Milch und Wodka zu mischen. Der Film ist wie ein Ausschnitt aus Vikas Leben, eine Momentaufnahme ohne nach den Ursachen zu fragen, wie kann so etwas geschehen. Er konfrontiert den Zuschauer mit den Tatsachen und schockiert. Laut UN Bericht waren im Jahre 2004 ueber 300 000 Kinder als Soldaten in gewalttaetigen Konflikten in ueber 80 Nationen im Einsatz. Die meisten von ihnen werden in den Soldatendienst gezwungen. Im Mittelpunkt des schwedischen Kurzfilms “ Never an Absolution” , steht Dijo, ein elfjaehriger Junge aus dem Kongo. Er lebt in einem schwedischen Fluechtlingslager, ist Zeuge in einem Mordfall und schweigt. Waehrend der Befragungen der Polizei durch einen Dolmetscher erfaehrt der Zuschauer nur in einem kurzen Moment, was Dijo schreckliches erlebt haben muss. Dem Zuschauer bleibt es ueberlassen, sich eine Vorstellung von dem Ausmass des Leidens dieser Kindersoldaten, fuer die das Schicksal Dijos steht, zu machen. Der Kurzfilm verzichtet auf jegliche Gewaltszenen. Evy Makuena, der Darsteller des Dijo ueberzeugt, indem er die Verzweiflung und den inneren Kampf des Kindes hautnah zeigen kann.
|
|||||||