Ein Novum in diesem Jahr ist mit acht internationalen Produktionen die Jugendfilmreihe 14 PLUS, zu sehen im Atelier im Zoo. Eine eigene Jury wird auch hier wie fuer die Wettbewerbsfilme des Kinderfilmfestes den "Glaesernen Baeren fuer den besten Jugendfilm" auswaehlen. So richtig passt der Jugendfilm weder zum Kinderfilmfest noch in die Sektionen der Berlinale. Gut, dass er nun seinen eigenen Platz gefunden hat. Ein Publikum ist ihm sicher, denn die Themen, die die Jugendfilme aufgreifen, reichen von der schwedisch - norwegischen Komoedie "Just Bea" ueber das aufregende erste Mal bis hin zum existentiellen, harten Kampf zweier Jugendlicher im Suedafrika nach der Apartheit, in dem Spielfilm "Die hoelzerne Kamera".
Im iranischen Beitrag "Das Paradies ist anderswo" geht es um Eidok. Der 17- Jaehrige ist auf der Suche nach einem besseren Leben als das eines Ziegenhirten. Doch er kann der Tradition nicht entfliehen und muss Blutrache fuer den Tod des Vaters nehmen.
Voller Konflikte ist auch Milles Leben. Sie ist die Hauptfigur im daenischen Eroeffnungsfilm "Scratch". Die 17-jaehrige Mille moechte einfach ein ganz normales Leben fuehren, weit fort von ihrer alkoholabhaengigen Mutter. Sie bezieht eine kleine Wohnung mit ihrem Freund Kenny und bemerkt, dass sich nichts aendern wird. Kenny haengt nur mit seinen Freunden ab, konsumiert Drogen und kommt auf die schiefe Bahn. Auch mit dem soften Rapper Sami wird Mille nicht gluecklich, denn jeder setzt falsche Erwartungen in den anderen. Trotz Gewalt, Sprachlosigkeit und emotionaler Armut in Milles Umfeld spuert der Zuschauer die Lebensenergie der jungen Frau, die nicht aufhoeren wird zu kaempfen.
"Jargo" heisst der deutsche Beitrag und das Spielfilmdebuet der islaendischen Regisseurin Maria Solrun. Jargo, ein Juengelchen von 16 Jahren, ist der naive Held, der aus dem fernen Saudi Arabien nach Berlin ins Maerkische Viertel mit seiner Mutter zieht und nun ein Mann werden muss, wie sein Vater es ihm kurz vor seinem Freitod in drei Sprachen klargemacht hat. Der blonde Araber trifft auf den tuerkischen Halbstarken Kamil, der sich vom Jugendamt beobachtet, durchs Leben schlaegt. Als ueberheblicher, aber nicht unsympathischer Macho und Kleinkrimineller probt er seine Freiheiten und nimmt Jargo unter seine Fittiche, um ihn mit dem Berliner Milieu vertraut zu machen. Aber auch der tote Vater kehrt in Jargos Fantasien zurueck und versorgt den Sohn mit gutgemeinten Ratschlaegen. Im Club lernt Jargo Mona kennen ohne zu ahnen, dass sie Kamils feste Freundin ist. Mona ist drogenabhaengig, verfuehrt Jargo und spielt die beiden Freunde geschickt gegeneinander aus, um an ihren Stoff zu gelangen. Kamil, in seiner Ehre gekraenkt, laesst Jargo bei einem gross geplanten Coup ins Messer laufen. Der deutsche Spielfilm "Jargo" ist witzig, temporeich, voller flotter Sprueche, mitreissendem Tuerk-Pop und ueberzeugt durch das gekonnte Spiel der jugendlichen Darsteller.